Apfel- und Birnensorten im Raum Untermain/Spessart - Online-Vortrag trifft auf großes Interesse

065 - 08.04.2022

Apfel- und Birnensorten im Raum Untermain/Spessart - Online-Vortrag trifft auf großes Interesse

Würzburg (ruf) – 85 Teilnehmer verfolgten letzte Woche einen online-Vortrag der Regierung von Unterfranken über die Erfassung und den Erhalt regionaltypischer Kernobstsorten im Raum Bayerischer Untermain/Spessart. Ein entsprechendes Projekt wird seit 2019 aus Sondermitteln zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie gefördert.

Christian Salomon, Biodiversitätsbeauftragter der Regierung, erläuterte zunächst, warum dieses Thema so wichtig ist: alte Obstsorten sind robust und für einen Anbau ohne Pestizide gut geeignet. Regionale Sorten motivieren zur Bewirtschaftung entsprechender Obstbestände. Zudem sei es wichtig, das genetische Reservoir verschiedenster Eigenschaften zur Sicherung der Lebensgrundlagen zu erhalten. Niemand könne ernsthaft vorhersagen, welche Sorten oder Eigenschaften durch den Wandel von Umwelt und Gesellschaft künftig gebraucht würden, so Salomon.

Der Pomologe Steffen Kahl von der Schlaraffenburger Streuobstagentur gab danach einen Überblick über die Geschichte der heimischen Obstsorten und das genannte Sortenprojekt. In drei Jahren wurden zwischen Miltenberg und Alzenau über 7.500 Bäume untersucht. Insgesamt seien die Bestände in einem erschreckenden Pflegezustand. Auch das Wissen um die Apfel- und Birnensorten sei größtenteils bereits verlorengegangen. 186 Apfelsorten und 34 Birnensorten konnten im Rahmen dieses Projektes bislang gefunden werden. Etwa die Hälfte dieser Sorten gilt als gefährdet. Als besonders erhaltenswerte Regional- und Lokalsorten nannte Kahl u.a. Bürgstädter Roter, Großwallstädter Rosenapfel, Schöner aus Miltenberg und Trennfurter Renette. Bei anderen Sorten laufe derzeit noch eine genetische Überprüfung. Teilweise würden solche Sorten in anderen Regionen unter anderen Namen angebaut. Dies sei möglicherweise bei der Haferkrüpsbirne der Fall, von der nur ein einziger Altbaum gefunden wurde.
 
Zahlreiche derart wertvolle Bäume haben im Rahmen des Sorten-Projektes bereits einen Pflegeschnitt erhalten. Weiterhin wurden rund 1000 Reiser von 50 seltenen Sorten geschnitten und damit junge Bäume veredelt. Drei Sortengärten sollen letztlich die regionalen Sorten-Schätze vor dem Aussterben bewahren. Von dort aus will man wiederum Vermehrungsmaterial für Baumschulen bereitstellen. Eine regionale Obstsortenbroschüre soll laut Pomologe Kahl ab dem Herbst vorliegen. Bis die ganz seltenen Sorten wieder in Baumschulen der Region erhältlich seien, müsse man sich freilich noch ein paar Jahre gedulden.

Da immer noch gezielte Nachsuchen zu verschollenen oder ungeklärten Obstsorten im Raum Untermain/Spessart stattfinden, wird weiterhin um Meldung folgender gesuchter Sorten gebeten: Feigenbirne, Fechenbacher Streifling, Großer Miltenberger Streifling, Mömlinger Gelber, Rücker Blauer, Tellerbirne, Traubenapfel (Hinweise an ). Weitere Information zum Sortenprojekt der Regierung sind über die Schlaraffenburger Homepage einsehbar.

Foto: Haferkrüpsbirne (Foto: Steffen Kahl)